6. September 2014
Samstage
Als ich heute Morgen
aufwachte, stellte sich sogleich dieses spezielle "Samstagsgefühl"
ein, welches mir schon seit meiner Kindheit geläufig ist.
Ich
finde, dass Samstage eine ganz besondere Atmosphäre ausstrahlen und damit meine
ich nicht, dass man sich freuen kann, weil der Sonntag und somit ein weiterer
freier Tag vor einem liegt. Nein, es geht um etwas anderes.
Es
liegt ein erwartungsvolles Flimmern in der Luft, so, als ob alles möglich wäre
an diesem Tag, es keine Grenzen gibt, alles fühlt sich leicht und luftig an.
Man beginnt den Samstag erwartungsvoller als jeden anderen Wochentag, mit einer
Tasse englischem Tee auf dem Balkon sitzend im sanften Schein der Morgensonne,
lässt die Geräusche und Töne auf sich einströmen, die ein leichter Wind
heranträgt.
Samstage
habe eigene Laute: Das Klappern von Frühstücksgeschirr aus den umliegenden
Wohnungen, Radiomusik klingt herüber, unterbrochen von den Ansagen der
Moderatoren, Kinder plappern auf den Balkonen, die Straßenbahn bimmelt und
bringt Frühaufsteher zum Einkauf in die City während der ältere Herr von
gegenüber geruhsam seine erste Zigarette auf der Terrasse genießt.
Später
hört man Frauen miteinander plaudern und lachen, während sie im Hinterhof
gemeinsam die frisch gewaschene Wäsche auf die Leine hängen, weil diese doch so
viel frischer und sommerlicher riechen wird, einen Duft annimmt, der so
einzigartig ist, wie ihn kein Trockenautomat je abgeben wird. Beim Anblick der
zwischen den Bäumen gespannten Leine meint man, diesen sauberen, frischen
Geruch der Wäsche selbst auf Hunderte von Metern entfernt wahrnehmen zu
können.
Es
herrscht ein geschäftiges, dennoch entspanntes Treiben überall, welches man
weder an Wochentagen noch an Sonntagen fühlt. Ich mag Samstage.
4. September 2014
Poesie und Schmerz
Heute möchte ich mich wieder den Worten widmen... den Herzensworten, wenn man so will. Jedoch nicht meinen eigenen, sondern denen von Elizabeth Bishop, einer US-amerikanischen Dichterin (1911-1979), die sich wünschte, dass auf ihrem Grabstein stehen möge, "sie sei die einsamste Person gewesen, die je gelebt hat".
Anlass für mein Interesse war der Film "Die Poetin", den ich mir eher zufällig auslieh.
Ein in meinen Augen sehr stimmungsvoller Film, der Bishops Jahre von 1951 bis 1967 umfasst, als sie die meiste Zeit davon in Brasilien lebte, zusammen mit der brasilianischen Architektin Lota de Macedo Soares.
Lota baute übrigens nicht nur ein wunderbares, selbst bewohntes Anwesen ca. zwei Autostunden von Rio entfernt, umgeben von Urwald, sondern auch den öffentlichen Flamengo Park in Rio.
Der Film wird umrahmt von einem von Elizabeths Gedichten, "One Art (Die Kunst des Verlierens)", in dem sie auf eine herzzerreißende Weise sich selbst und anderen versichert, dass Verluste im Leben, seien es verlorene Schlüssel, verlorene Städte oder eine verlorene Liebe, nicht unerträglich seien, man sich daran sogar gewöhne.
Man muss tief zwischen die Zeilen dringen und vielleicht auch ein wenig über ihr Leben wissen, davon, wie sie als Kleinkind erst ihren Vater an den Tod und anschließend ihre Mutter, die wohl den Verlust ihres geliebten Mannes nicht verkraftete, an die Nervenheilanstalt verlor, um den Schmerz, der sich hinter den einzelnen Buchstaben verbirgt, zu erspüren. Aufgrund einer Erbschaft finanziell abgesichert, reiste sie viel, reflektierte, schrieb, suchte. Auch in Brasilien, wo sie viele Jahre lebte, war sie weiter eine traurige Suchende, depressive Phasen, Alkohol, Pulitzer-Preis. Später kehrte sie in die USA zurück und lehrte in Harvard.
"One Art" hat mich sehr berührt, ich habe mir inzwischen einen Band mit weiteren ihrer Gedichte besorgt und freue mich schon sehr aufs Lesen... in Muße am Wochenende.
Wer sich vom Leben und Werk einer der besten amerikanischen Dichterinnen des 20. Jahrhundert angezogen fühlt, dem kann ich sowohl den Film als auch die Poesie von Elizabeth Bishop sehr ans Herz legen.
Anlass für mein Interesse war der Film "Die Poetin", den ich mir eher zufällig auslieh.
Ein in meinen Augen sehr stimmungsvoller Film, der Bishops Jahre von 1951 bis 1967 umfasst, als sie die meiste Zeit davon in Brasilien lebte, zusammen mit der brasilianischen Architektin Lota de Macedo Soares.
Lota baute übrigens nicht nur ein wunderbares, selbst bewohntes Anwesen ca. zwei Autostunden von Rio entfernt, umgeben von Urwald, sondern auch den öffentlichen Flamengo Park in Rio.
Der Film wird umrahmt von einem von Elizabeths Gedichten, "One Art (Die Kunst des Verlierens)", in dem sie auf eine herzzerreißende Weise sich selbst und anderen versichert, dass Verluste im Leben, seien es verlorene Schlüssel, verlorene Städte oder eine verlorene Liebe, nicht unerträglich seien, man sich daran sogar gewöhne.
Man muss tief zwischen die Zeilen dringen und vielleicht auch ein wenig über ihr Leben wissen, davon, wie sie als Kleinkind erst ihren Vater an den Tod und anschließend ihre Mutter, die wohl den Verlust ihres geliebten Mannes nicht verkraftete, an die Nervenheilanstalt verlor, um den Schmerz, der sich hinter den einzelnen Buchstaben verbirgt, zu erspüren. Aufgrund einer Erbschaft finanziell abgesichert, reiste sie viel, reflektierte, schrieb, suchte. Auch in Brasilien, wo sie viele Jahre lebte, war sie weiter eine traurige Suchende, depressive Phasen, Alkohol, Pulitzer-Preis. Später kehrte sie in die USA zurück und lehrte in Harvard.
"One Art" hat mich sehr berührt, ich habe mir inzwischen einen Band mit weiteren ihrer Gedichte besorgt und freue mich schon sehr aufs Lesen... in Muße am Wochenende.
Wer sich vom Leben und Werk einer der besten amerikanischen Dichterinnen des 20. Jahrhundert angezogen fühlt, dem kann ich sowohl den Film als auch die Poesie von Elizabeth Bishop sehr ans Herz legen.
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